Aus meinem Sabbat Jahr 2013/2014 in Neuseeland
Als ich in Neuseeland ankam, war einer meiner ersten Anlaufstellen ein Infozentrum der Nationalparkverwaltung. Ich war völlig überrascht. Das Infozentrum lag mitten in der Stadt in einer Einkaufszone. Links war ein Starbucks Café, rechts ein Klamottenladen. Super klasse, dass Naturschutzarbeit und Infos dort zu finden sind, wo die Leute sind, in der Stadt.
Einer meiner größten Wünsche war es, Albatrosse zu sehen. Als ich die Rangerin hinter dem Tresen fragte, wo ich in Neuseeland Albatrosse sehen könnte, dachte ich insgeheim sie würde antworten: Guter Mann, so einfach ist das nicht, da müssen sie ein Schiff chartern und weit aufs Meer rausfahren. Die freundliche Lady ging direkt an ihren PC und druckte mir die Adresse eines Albatros Zentrums aus und meinte „Da müssen sie unbedingt hinfahren, dort brüten die Königs Albatrosse“. Ich sagte ihr, ich möchte nicht in einen Zoo, sondern wilde Vögel beobachten. Sie meinte nur lächelnd „Dort brüten wilde Vögel!. Diese Brutkolonie ist die einzige Kolonie auf dem Festland von Königsalbatrossen weltweit!“.
Ich war wie elektrisiert und fuhr sofort nach Dunedin. Als ich dort war konnte ich es kaum glauben. Die Kolonie war eine große Touristenatraktion und die brütenden Albatrosse wurden gehütet wie Goldbarren in Fort Knox
Royal Albatross Zentrum auf der Otaga Halbinsel
1914 kamen erstmals Albatrosse auf die Otago Halbinsel. Einige Jahre später fingen sie an, dort zu brüten. Leider war der Bruterfolg mäßig bis katastrophal. Freilaufende Hunde, Katzen und Ratten fraßen Eier und Jungvögel oder töteten brütende Altvögel. Menschen, die zu nahe an die Nester gingen gaben ihnen den Rest. Die Kolonie war kurz vor dem Erlöschen. Dank engagierten Menschen, die rund um die Uhr die Kolonie bewachten, konnte die Kolonie geschützt und erhalten werden. Ein großes Problem waren aber immer noch verwilderte Hunde, Katzen und Ratten. Schließlich sperrte man die Halbinsel mit einem stabilen und dichten Zaun ab, um Hunde, Katzen, Ratten und aufdringliche Menschen von den Albatrossen fern zu halten. Ein paar Jahre später baute man das sehr gut ausgestattete Albatros Zentrum. So ein kreatives und informationsreiches Zentrum hatte ich noch nie gesehen. Die Kolonie wurde wissenschaftlich begleitet und ob Jung oder Alt, ein jeder bekam hier reichliche Informationen. Unter der Leitung von Rangern war es sogar möglich, durch einen bunkerartigen verborgenen Gang dicht an die Kolonie heranzukommen und den Königsalbatrossen durch eine verspiegelte Scheibe beim Brüten und Füttern zu zuschauen.
Der Königsalbatros, ein Vogel der Superlative
Der Wanderalbatros ist mit über 3,5m Flügelspannweite der größte flugfähige Vogel der Welt
Zum Brüten kommen sie nur alle zwei Jahre an Land. Der Grund dafür ist, dass die Jungenaufzucht fast ein Jahr braucht. Nachdem die Jungen ausgeflogen sind nehmen die Altvögel erstmal ein Freijahr. Erst im übernächsten Jahr kommen sie wieder zur Brutkolonie zurück. Man kann also sagen, dass jedes Jahr eine andere Brutgemeinschaft auf der Halbinsel brütet. Wenn sie nicht brüten oder Futter für ihr Junges suchen, leben Albatrosse zu 90% auf dem Meer. Sie fliegen, ruhen und schlafen auf dem Meer bei Wind und Wetter. Wenn bei Sturm kein Seevogel mehr fliegt, ein Albatros fliegt immer noch. Apropos Fliegen. Manche Arten umsegeln in ihrer „Meereszeit“ eine Strecke die mehrmals um die Erde reicht und das bei minimalem Energieaufwand. Die Konstrukteure von Segelflugzeugen haben sich da eine dicke Scheibe von den Albatrossen abgeschnitten. Und noch eine absolute Besonderheit dieser Könige der Meere. Sie trinken kein Süßwasser. Ihren Trinkwasserbedarf decken sie aus ihren Beutetieren und Salzwasser. Mit Hilfe einer besonderen „Entsalzungsanlage“ in ihrem Schnabelansatz können sie das Salz herausfiltern und scheiden das Salzkonzentrat durch eine “Röhre“, auf dem Oberschnabel aus. Deshalb nennt man sie auch Röhrennasen. Manchmal kann man sogar die Salztropfen wie bei einer „Kaltwetternase“ an ihrer Schnabelspitze hängen sehen.
Albatrosse auf Verbrecherjagd
Mittlerweile gehen Wanderalbatrosse sogar auf Verbrecherjagd: auf illegale Hochseefischer. Die Albatrosse werden mit einem Sender ausgerüstet, die Schiffe aufspüren, die ihre verpflichtende Sendekennung abgeschaltet haben und nur mit GPS fahren. Diese illegalen Hochseefischer, und das sind meist keine kleinen Fischerbote, sondern große Industrieschiffe, legen kilometerlange Fangleinen aus, an denen jedes Jahr zehntausende von Albatrossen und anderen Seevögeln sterben. Hinzu kommt eine immense Überfischung der Meere und über Bord geworfene Netzte und Leinen, an denen wiederum Wale und Delfine sterben. Ein hoch auf die Wanderalbatrosse!