Kaikoura, ein kleiner Küstenort auf der Südinsel Neuseeland ist weltbekannt für sein großes Vorkommen an Albatrossen und anderen Hochseevögeln. Man muss sich das mal vorstellen: auf der Erde leben 21 verschiedene Albatrossarten, davon brüten 3 Arten auf der Nordhalbkugel im Indischen Ozean, eine Art in Galapagos am Äquator und 17 Arten auf der Südhalbkugel. Von diesen 17 Albatrossarten brüten satte 11 Arten in neuseeländischem Seegebiet! Ich bin also gerade voll im Epizentrum des Albatrossvorkommens.
Seit zwei Tagen laufe ich hier in Kaikoura am Strand entlang und schaue aufs Meer hinaus, in der Hoffnung meine ersten Albatrosse zu sehen. Das Wetter war aber unerbittlich. Ein mächtiger Sturm zog auf, zwei Tage Regen und Windböen mit bis zu 120km/h. Wenige Stunden am Strand hielt ich es aus, dann zog ich mich ohne Albatrosserfolg durchnässt und fröstelnd in ein warmes Café zurück.
Raus aufs Meer
Am dritten Tag besserte sich das Wetter. Die ersten Hochseevögel sah ich weit draußen am Horizont. Keine Chance sie genauer zu erkennen. Um sie näher beobachten zu können brauchte ich ein Boot. Nach langem Zögern entschloss ich mich, bei einem Veranstalter eine Albatros Tour zu buchen. Normalerweise mag ich keine touristischen Veranstaltungen. Aber ich war freudig überrascht. Wir waren eine kleine Gruppe von ca. 20 Leuten, die Crew war sehr kompetent, kannten sich bestens mit Hochseevögeln aus und hielten die Naturschutzbedingungen ein. Am Morgen des vierten Tags war es dann endlich so weit. Es klärte auf, strahlender Sonnenschein, das Meer war ruhig und in den Bergen lag frischer Schnee. Was für eine Szenerie, Bedingungen wie im Bilderbuch. Ich konnte es kaum erwarten aufs Meer hinaus zu fahren.
Im Albatros Paradies – 3,50m fliegende Giganten
Kaum hatten wir die Küste verlassen, verfolgten uns schon die ersten Albatrosse. Albatrosse können ausgezeichnet riechen, sie riechen ihre Beute über große Distanz. Um die Vögel anzulocken hatten wir eine kleine Menge Futter dabei, die von der Naturschutzbehörde genehmigt werden musste.
Als wir auf offener See stoppten, begann ein unglaubliches Spektakel. Die Albatrosse und Sturmtaucher kamen aus allen Richtungen angeflogen, als wenn man bei uns Tauben füttern würde. Sie zogen ihre Kreise und landeten direkt am Boot. Die Leute riefen „aah“ und „ooh“ und die Kameras surrten bis der Akku heiß wurde. Unsere Kapitänin ratterte nur so die Artnamen und Besonderheiten der Vögel runter. Ich wünschte, ich hätte 10 Augen und Ohren und zwei Hirne gehabt. Northern Royal-, Southern Royal-, Salvin-, White Capped-, Buller´s und der Wanderalbatros, alle mit einer gigantischen Flügelspannweite von bis zu 3,50m.
Es war ein Traum. Alleine 6 Albatros Arten mit einer Flügelspannweite von 3.50m und einige „kleinere“ Sturmvögel mit bis zu 2,50m Spanweite konnten wir aus nächster Nähe beobachten! Obendrein schwamm noch ein Blue Pinguin, ein Hai und 5 Delphine herum. Ich glaube so ähnlich muss das Paradies aussehen. Nein ich war im Paradies!
Ich konnte unglaublich schöne Aufnahmen machen. Im Fliegen, im Sitzen, von oben, von unten, mit und ohne weiße Berge. Es waren nahezu 1000 Fotos. Mit ihrer 3,50m Spannweite sind die fliegenden Giganten die größten flugfähigen Vögel der Erde. Die Begegnung mit diesen majestätischen Vögeln war für mich so intensiv, dass ich mehrere Tage brauchte, um dieses Erlebnis zu verarbeiten.