Kleinster Vogel der Welt
Als am Nachmittag Dan mit einer kleinen Schachtel nach Hause kam, meinte er nur „Schau mal rein“. Als ich die Schachtel öffnete, konnte ich es kaum fassen. Dort lag auf einem Taschentuch gebettet ein kleiner Kolibri. Leider war er tot.
Dan fand ihn an einem Bergpass kurz vor Alaska in einem Gebäude. Der arme Kerl ist durch ein gekipptes Fenster reingekommen und hat nicht wieder rausgefunden. Kolibris haben einen enormen Energieumsatz, sie trinken meist Nektar, Blütensaft, hochprozentiges Futter, essen aber auch kleine Insekten. Wenn sie nicht innerhalb kurzer Zeit etwas zu fressen bekommen und dazu noch enormem Stress ausgesetzt sind, sterben sie schnell. Das ist dem kleinen Kerl passiert.
Alaska und Kolibris: wie geht das zusammen? Es gibt tatsächlich eine Kolibri Art, die Rotrücken-Zimtelfe oder Fuchskolibri, die bis hoch nach Alaska wandert und dort auch brütet. Jedes Jahr ist es ein Wunder, wenn im April nach langem und dunklem Winter die Kolibris kommen. Diese kleinen schnellen und glitzernden Feen besuchen dann die mit speziellen Zuckersaft befüllten Futterstellen. Hier kann man dann diese kleinen Wesen in Ruhe bestaunen und bewundern!
Im Yukon habe ich auch schon ein paar Kolibris gesehen. Sie mögen rote Farben, die anscheinend wie ihre Lieblingsblüten aussehen. Einmal habe ich mir ein rotes T-Shirt angezogen und wunderte mich warum es neben mir brummte. Einen halben Meter neben mir stand wie angenagelt und schwirrend ein kleiner Vogel in der Luft. Sichtlich erstaunt, was ich für eine komische große Blüte sei, flog, oder vielmehr beamte er sich von links nach rechts. Um sicher zu gehen, dass ich keine Blüte bin, flog er einmal um mich herum und verschwand wieder im Busch. Was für ein genialer Auftritt!
Dieses Video stammt von Freunden aus dem Yukon und zeigt eine quirlige Gruppe Rotrücken-Zimtelfen am Futterspender
Kleiner Vogel mit viel Power
Jetzt, wo ich ihn in meiner Hand halte, kann ich es kaum fassen, wie winzig und leicht dieser Zwerg ist. Er ist einer der kleinsten und leichtesten Vögel der Welt. Er bringt gerade mal 2-3 Gramm auf die Waage und ist 7 cm groß, wobei der Schnabel schon allein 1,5 cm lang ist. Ein wahrer Winzling. Alles an ihm ist so klein. Die Füße muss ich erst unter den Bauchfedern suchen und seine Flügel sind so groß wie bei einem Nachtfalter. Wenn er fliegt, dann schillert sein grünes und rotes Gefieder wie Edelsteine in der Luft. Seine Flügelschlaggeschwindigkeit ist unter den Vögeln einfach unschlagbar. Im Schwirrflug bringt er es auf sagenhafte 40 Flügelschläge pro Sekunde. Entdeckt er ein hübsches Girl, dann legt er erst richtig los. Mit akrobatischen Flugmanövern bringt er es dann auf satte 80 bis 200 Flügelschläge pro Sekunde! Das ist auch der Grund, warum man Kolibris meist zuerst hört, der tiefe Schwirrton ihrer Flügel verrät sie. Im Tierreich werden sie nur von den Insekten getoppt. Eine Mücke bringt es bis auf 280 Flügelschläge pro Sekunde. Daher kommt ihr gemeiner „Blutsauger Angriffston“.
Und noch eine absolute Besonderheit dieser Zwerge: jedes Jahr wandern die nördlichsten Vögel ihrer Art von Süd Alaska 6.500km bis runter nach Mexiko. Hin und zurück sind das mindestens 13.000 Km. Manche Kolibri Arten wandern von der Spitze Floridas über den Golf von Mexico nach Mittelamerika. Jetzt kommt es: bevor sie starten haben sie sich einen fetten Ranzen angefressen. Sie wiegen dann statt üblich 2-3 Gramm jetzt 6-8 Gramm. Mit ca. 4 Gramm Sprit fliegen sie 800 km nonstop über die offene See!
Das nenne ich mutig und spritsparend!