Marokko das Land der Vielfallt
Marokko ist reich an alter nordafrikanischer Kultur- mittelalterlich anmutende Märkte, aus rotem Lehm gebaute Häuser, großartige Handwerkskunst – Metall- und Lederverarbeitung, Töpfer-, Weber- und Färbereien – und nicht zu vergessen, die große Vielfalt an Gewürzen, Kräutern und Ölen für die Küche und das Wohlbefinden, prägen das Land.
Ebenso beeindruckend, wie die Menschen und Ihre Kultur, ist die Landschaft. Im Norden liegt das Mittelmeer mit mediterranem Klima, im Westen schlagen die rauhen Wellen des Atlantiks an die Küste, in Zentralmarokko steigt der hohe Atlas mit 4167 m in die Höhe und im Süden beginnt mit gigantischen Sanddünen die größte Wüste der Welt, die Sahara Wüste.
Vogelzug in der Wüste
Wer den Vogelzug beobachten möchte muss dorthin, wo unsere gefiederten Freunde wandern. Ein Großteil unserer europäischen Vögel, wie etwa die Schwalben, Rohrsänger, Bienenfresser, Wespenbussarde ,Baumfalken, der Kuckuck, der gelbe Pirol und der Wiedehopf, sie alle ziehen jedes Jahr ins ferne Afrika um dort den Winter zu verbringen. Da das Mittelmeer für die meisten Vogelarten ein zu großes und gefährliches Hindernis ist, ziehen sie über den Landweg nach Afrika.
Im südlichen Europa gibt es zwei große Wanderrouten, die weitgehend über Land führen. Im Osten wandern die Zugvögel über die Türkei, Israel und Ägypten und im Westen fliegen sie über die Meerenge von Gibraltar nach Marokko und durqueren dabei auf beiden Routen die gigantische Sahara Wüste, um nach Zentral- und Südafrika zu gelangen. Die kleine Rauchschwalbe, die bei uns im Allgäu auf dem Bauernhof brütet fliegt jedes Jahr sagenhafte 10.000km hin und zurück. Davon fliegt das kleine Kerlchen ca. drei Tage Nonstop durch die Sahara Wüste, ohne Wasser und Futter!
Rastender Wiedehopf in einer Oase- mit etwas Glück findet er hier etwas zu trinken.
Rastende und erschöpfte Weißstörche nach einem langen Flug durch die Wüste
Junge Kuckucke wandern im Alter von ca. 5 Monaten ohne Reisegefährten nach Afrika.
Es gibt etwas zu Feiern
Nun ist es das dritte Mal, dass ich nach Marokko fliege. Das Land mit seiner reichhaltigen Kultur, seiner beeindruckenden Landschaft und einzigartigen Vogelwelt hat mich nicht mehr losgelassen. Außerdem gab es etwas zu feiern. Nach 2 ½ Jahren bin ich immer noch tumorfrei, nehme weiter an Kraft zu und probiere mich in meinem neuen Leben weiter aus.
Der Doc meinte, ich hätte einen 6er im Lebenslotto gewonnen und war beeindruckt, dass ich in die Wildnis ziehe.
Ich halte es wie Rilke: Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Die raue Atlantikküste, das gigantische Atlasgebirge und die beinduckende Sahara Wüste
Auf unserer Vogeltour waren wir zu dritt. Unser erstes Ziel war Agadir, die raue Atlantikküste mit überwinternden Hochseevögeln, wie etwa Baßtölpel, Papageientaucher, den mächtigen Skuas- eine Raubmöwenart und die weltweit einzige Kolonie von freilebenden Waldrappen- eine seltene Ibisart.
Dann ging es in den Hohen Atlas, ein riesiges Gebirge, das sich quer durch Marokko zieht. Auf knappen 3000m Höhe suchten und beobachteten wir hoch angepasste Bergvögel wie Bartgeier, Atlasgimpel, Ohrenlerche, Steinsperlinge und die in Europa mittlerweile sehr seltene Alpenkrähe.
Eines des größten Highlights war für mich die Sahara Wüste im Süden von Marokko an der Grenze zu Algerien. Soweit das Auge blickt, hohe rötliche, weich geformte Sanddünen. Die Stille und Weite berührte mich wortlos.
Die raue Atlantikküste- bei starken Westwinden werden überwinternde Hochseevögel an die Küste verdriftet
Der hohe Atlas- mächtig, trocken und kalt- nur hoch angepasste Tiere und Pflanzen können hier leben
Im Süden von Marokko beginnt die beeindruckende Sahara Wüste- gelbroter Sand so weit das Auge reicht.
Der schwarze Glatzenvogel – Waldrapp
In ganz Europa wurden sie bis zum Aussterben gejagt. Heute versucht man mit viel Geld, Einsatz und Liebe in Deutschland, der Schweiz und Österreich den Waldrapp wieder anzusiedeln. Mit dem Gleitflugzeug begleitet man die in Gefangenschaft aufgezogenen Vögel auf dem Weg in den Süden und zeigt ihnen gute Rastplätze und sichere Überwinterungsgebiete in Nationalparks in Italien. Leider sind auch diese Schutzgebiete nicht immer sicher. Wilderer schießen die Vögel auch dort. Unglaublich und traurig!
In Marokko an der Atlantikküste ist glücklicherweise, dank intensiven Schutzbemühungen und Akzeptanz in der Bevölkerung, der Bestand von wenigen Vögeln wieder auf über 500 Tiere angewachsen. Mittlerweile sind die Vögel regional zu einem kleinen aber feinen Wirtschaftsfaktor geworden. Europaweit kommen naturinteressierte Menschen angereist, um im Nationalpark die Waldrappe zu beobachten. Führer, Hotels, Restaurants und Händler profitieren davon. So soll es sein. Hier ein paar Bilder von einem der seltensten Vögel weltweit.
Ein schicker Graureiher bei Sonnenuntergang
Dank Schutzbemühungen mittlerweile wieder ein gewohnter Anblick. Ein Waldrapptrupp an der Küste von Agadir auf dem Weg zu ihrem Nahrungsgebiet.
Einer der seltensten Vögel der Welt. Er kommt nur in insektenreichen Halbwüsten Europas vor.
Aus menschlicher Sicht erscheint er nicht ganz hübsch. Den Waldrappen ist das egal, sie sind wie sie sind.
Der Hohe Atlas – Die höchsten Berge Nordafrikas
Um von Marrakesch zu den großen Sanddünen im Süden in die Sahara Wüste zu gelangen, mussten wir über den Hohen Atlas. Ein beeindruckendes Gebirge. Die Zugvögel mögen das hohe Gebirge nicht, sie ziehen lieber an der flachen wüstenartigen Westküste entlang. Was uns hoch ins Gebirge gezogen hat, waren die extrem angepassten Gebirgsvögel, wie etwa der knochenfressende Bartgeier mit einer Flügelspannweite von knappen 3m, die vielen Alpenkrähen, den nur dort lebende und bunt gefärbte Altlasgimpel, die südliche Ohrenlerche, der in Deutschland ausgestorbene Steinsperling und der nur im nordwestlichen Afrika lebende Berbersteinschmätzer. Die Landschaft und die schönen Vögel waren einfach grandios.
Die rotschnäbelige und gesellige Alpenkrähe lebt nur im Gebirge
Der hübsche Diademrotschwanz kommt bis in die Hochlagen des Gebirges vor
Der Atlasgrünspecht. Wie der Name schon sagt, lebt der nahe Verwandte des Grünspechts nur im Altlasgebirge
Von den Bergen das Hohen Atlas kann man bis nach Spanien schauen
In der kargen Berglandschaft ist Wasser für die Tiere wie ein Magnet. Morgens und abends kommen sie hierher zum Trinken.
Festgefahren im Wüstensand. Mit vereinten Kräften haben wir uns freigebuddelt
Hier beginnt die Sahara Wüste. Ca. 3500 Km Sand, Fels und Geröll
Hier lebt die Vogelfrau.
Wie im Paradies: Leckerer Tee, nette Leute, weite Wüste und schicke Vögel
Die marokkanische Wüste und die alte Vogelfrau
Seit ca. einer Stunde fahren wir mit unserem Tuareg Guide und seinem Geländewagen auf sandigen Pisten durch die Wüste. Heute Morgen geht es zur alten Vogelfrau an die algerische Grenze- dort würde uns eine Überraschung erwarten. Und die gab es auch. Vorher fuhren wir uns in einer der Sanddünen fest. Die Räder versackten im weichen Sand und wir saßen mit der ganzen Bodenplatte auf. Schieben zwecklos. Jetzt hieß es mit vereinten Kräften graben. Mit graben, seitlichem wackeln am Wagen und dem super Spezial Allradgang bekamen wir unser Wüstengefährt wieder frei. Was für ein Abenteuer.
Pfefferminztee und Wüstensperling
Die Alte Vogelfrau lebt seit dem Tod ihres Mannes alleine mitten in der Wüste in einem kleinen Lehmbau und einigen traditionellen Stoffzelten. Zum Einkaufen müsste sie einige Tage zu Fuß laufen. Ihr Sohn und Verwandte bringen ihr jedoch regelmäßig Wasser und Verpflegung.
Als wir eintrafen waren wir etwas verwundert, denn außer dem kleinen Lehmbau und den Zelten gab es nur Sand und Wüste.
Aber dann sahen wir sie. Einige Kleinvögel flogen nahe ums Haus. Wir waren völlig aufgeregt. Sie hüpften zu einer mit Wasser gefüllten kleinen Schale und einer alten Tunfischdose um dort zu trinken und zu baden. Es wirkte wie ein Wunder. Erstens, die meisten dieser Wüstenvögel sind recht scheu und lassen einen nicht nahe heran, aber die Alte Vogelfrau war ihnen vertraut. Und zweitens, die Vogeldichte in der Wüste ist hier sehr gering, da es in der Wüste nur wenig Futter und Wasser gibt. Um all diese Vögel zu sehen, muss man schon weite Strecken durch die Wüste zurücklegen. Hier war es anders- all diese Vögel kamen von weit hergeflogen, um bei der Vogelfrau zu trinken!
Bei einem starken Pfefferminztee saßen wir dort und bestaunten die schönsten Wüstenvögel. Saharasteinschmätzer, Sandlerche, Steinlerche, die stolz wirkende Wüstenläuferlerche und den elegant befiederten Wüstensperling.
Was für ein schöner Anblick ,wie die Wüstenfrau mit den Vögeln zusammen lebte. Mit dem Geld, das sie von unserem Guide und uns bekam konnte sie weiter in der Wüste leben und sich um die Vögel kümmern.