„Wer sich mit der Sprache der Natur, mit der Vogelsprache beschäftigt, berührt zwangsläufig die ganze Schöpfung“
Das Wort „Vogelsprache – Birdlanguage“ hörte ich das erste Mal im Zusammenhang mit indigenen Völkern. Ob in den Regenwäldern Südamerikas, in der Savanne Afrikas, in den Weiten Australiens und Nordamerikas, rund um die Erde nutzen indigene Völker die Wachsamkeit und Informationsfreudigkeit der Vögel. Für sie sind die Vögel, etwas moderner ausgedrückt, ihr GPs, Alarmanlage und die Informationsplattform Internet.
Wo wir Vogelrufe hören, hören sie Geschichten. Fliegt ein Vogel hektisch auf, sagen wir „oh, ein Buchfink“, sie fragen sich: warum flog der Vogel auf? Im nächsten Moment entdecken sie einen schleichenden Fuchs. Mit Hilfe der Vogelsprache ist auf beindruckender Weise sehr viel möglich.
Über die vielen Jahre, die ich mich nun mit den Verhaltensweisen von Vögeln, der Vogelsprache, beschäftige, folgte ich einer Reihe ganz unterschiedlicher Wege. Ich studierte in der Natur die praktische Vogelkunde und Ökologie, arbeitete im Naturschutz, bin Jäger und lernte von indigenen Kulturen und deren Zeremonien, die mich wachsen ließen. So unterschiedlich die Wege auch sein mögen, sie führten in mir zu einer tiefen Naturverbundenheit und den Mut, meinen eigenen Weg zu gehen.
Im Folgenden möchte ich Dir aus meiner Erfahrung heraus einen Überblick geben, welche verschiedenen Wege die Vogelsprache berühren und verbinden kann.
Einen großen Dank an die Menschen, die Natur und die Vögel, die mich begleiteten und lehrten.
Das heutige Wissen der Biologie
Artenkenntnis
Am Anfang war die Neugierde. Jeder noch so gelehrte Naturkundler hat ganz klein angefangen.
Meist war es die Neugierde, die sie antrieb. Welche Tiere besuchen meinen Garten? Welche Tiere und Pflanzen leben in meiner Stadt? Warum sieht der Vogel im Sommer anders aus als im Winter?
Und wohin fliegen eigentlich die Rotmilane im Winter? Es gibt so viele Fragen. Artenkenntnis wächst langsam, Stück für Stück. Behalte Dir Deine Neugierde und Deine Lust zu beobachten! Nehme den Druck raus, Artennahmen zu „pauken“. Lerne die Wesen zu beobachten und Merkmale zu erkennen.
Das Schöne ist, wenn Du Tiere- und Pflanzen beobachtest, dass Deine Wahrnehmungsfähigkeit für Detail und Merkmale immens wächst. Du beginnst zu sehen und zu hören.
Ökologie
Alles ist mit Allem verbunden. Nichts steht für sich alleine. Wir alle, ob klein oder groß, sind in das große Ganze eingebunden. Ein Netz von Verbindungen und Zusammenhängen.
In der Ökologie spricht man von Tier- und Pflanzengemeinschaften, von Co- Existenzen und von Zeigerarten. Geht es zum Beispiel dem Seeadler gut, ist gewiss, das das Wasser eine gute Qualität hat, das dort reichlich Fische leben, das Enten, Gänse und Schwäne einen guten Bruterfolg haben und das der Adler einen ruhigen Brutplatz gefunden hat. Zusammenhänge und Verbindungen sind so spannend. Es gibt noch so viel zu entdecken und zu lernen.
Verhaltensbiologie
Nicht nur Menschen, auch Pflanzen und Tiere haben ein soziales Leben. Sie kommunizieren untereinander, tauschen sich über wichtige Dinge im Leben aus, warnen sich gegenseitig vor Gefahren und haben eine Vielfallt an Gefühlen, wie etwa Trauer, Sympathie und Mitgefühl.
Versteifst Du Dich zu sehr auf Artenkenntnis entgeht Dir vieles. Beginnst Du das Verhalten von Vögeln zu studieren, tauchst Du in ihr Leben ein.
Die Kunst, Fragen zu stellen
Wie oft wurde ich schon gefragt: Wo bauen Amseln ihre Nester? Wieviel Junge haben Blaumeisen? Welche Körpersprache hat eine Kohlmeise, wenn sie warnt? Meine Antwort ist oft: gehe hinaus und beobachte. Fragen sind der Sprit für Deinen Motor. Du brauchst Fragen, deine neugierde lässt dich die Antworten finden.
Mit den Fragen wird plötzlich jede Amsel und Kohlmeise wieder interessant. Die Vögel werden so zu Deinem Lehrer.
Naturschutz
Wir Menschen haben den größten negativen Einfluss auf unsere Mitwelt. Umweltzerstörung, Artensterben und Klimawandel sind nur einige der Auswirkungen unseres Lebensstils. Wir haben eine große Verantwortung gegenüber unseren zukünftigen Generationen und den Wesen, die auf der Erde leben. Oft habe ich gehört, dass wir Menschen „Hüter dieser Erde sind“. Wir haben die Möglichkeit und die Macht, Dinge zum Positiven zu verändern. Jeder noch so „klein“ erscheinende Beitrag hat ein Gewicht und zählt! Die kleine feine Schneeflocke macht es uns vor.
Das Wissen der Naturvölker
Vernetztes Denken und Leben in der Natur
Bis vor etwa 200 Jahren lebten viele Naturvölker rund um die Erde ein ursprüngliches Leben.
Ihr komplexes Wissen über das Land, die Tiere, essbare- und Medizinpflanzen, ihre handwerklichen Fähigkeiten und vieles mehr, gab ihnen die Möglichkeit auf dem Land zu leben. Das Wissen über die Vogel- und Tiersprache war ein Teil ihrer Fähigkeiten und eine Lebensversicherung in der wilden Landschaft zu überleben.
Vogelsprache. Die Vögel sind GPs, Alarmanlage und Internet
Afrikanische Buschleute erkennen heute noch an der Art und Weise, wie ein Vogelschwarm auffliegt oder wie eine Gruppe von Zebras ihren Kopf hebt und ihre Ohren dreht, dass ein Löwe in der Nähe ist. Das Wissen, in welchen Lebensräumen bestimmte Tiere und Pflanzen leben, gibt ihnen in der weitläufigen Landschaft eine Orientierung. Rief oder zeigte sich ein Vogel, der das Wasser liebt, wussten sie, dass Wasser in der Nähe ist. Die Jagd spielte natürlich bei allen Völkern eine große Rolle. Spurenlesen in Verbindung mit Vogelspache ermöglichte ihnen eine ganze Landschaft, wie in einem Bestellkatalog zu lesen.
Vogel- und Tierstimmen imitieren
Das Imitieren von Vogel- und Tierstimmen ist sicherlich so alt wie die Menschheit. Es ist verblüffend und gleichzeitig genial, welche vielfaltigen Möglichkeiten sich auftun, wenn man Tierstimmen imitiert. Kein Wunder: Du beginnst eine tierische Sprache zu sprechen und mit dem gefiederten und bepelzten Volk zu kommunizieren.
Gekonnt imitiert kannst Du unter anderem Tiere anlocken und sie aus nächster Nähe beobachten. Besonders schön ist, über Lockrufe eine vertrauensvolle Verbindung zu einem Vogel aufzubauen. Lernen, was die Vögel mit ihren Stimmen ausdrücken. Tauche ein in ihre Welt!
Naturverbindungen und Natur Mentoring
Ein Freund sagte mir mal „We are designed by nature“. Unsere gesamte Menschheitsentwicklung ist geprägt von der Anpassung an die Natur. Wir brauchen die Natur um uns körperlich wie geistig gesund zu entwickeln. Diese Entwicklungen und Erfahrung sind tief in uns verankert. Anders gesprochen: Medizin- und Sozialwissenschaften wissen, Hektik, Stress und ein naturfernes Umfeld machen uns krank.
Während einer Krise machte ich mich auf den Weg und fand Menschen, die mich lehrten nach innen zu schauen. Sie zeigten mir den uralten Heilungsweg der Natur. Feuer, Wasser, Luft und Erde war die Medizin. Sie halfen mir, zur Ruhe und zu mir zu finden.
Feuerlauf, Schwitzhütten, Wasserarbeit, Visionssuche, Medizinwanderung, Naturarbeit, Danksagung und Von-Herzen-Sprechen hießen meine Verbündete.
Die großen Lebensfragen tauchten immer wieder auf: Wie komme ich in meinen Frieden? Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Wie kann ich in meine Kraft und meine Gabe leben?
Zeremonien, die uns mit uns selbst und der Erde verbinden
Es ist dunkel und kühl. Über den Bergen geht langsam die Sonne auf. Salbeirauch liegt in der Luft.
Im Halbkreis stehen wir am Seeufer und beginnen zu trommeln und zu singen. Die Sprache, die wir singen, vielmehr muss ich sagen, die Sie singen, ist G`witschin. Die Sprache der hier im Yukon lebenden G`witschin Indianer. Wir feiern die Wintersonnenwende. Mit Salbei, Trommeln und Gesang, danken wir der lebenspendenden Kraft der Sonne, danken unseren Ahnen, die vor uns da waren, die uns hüteten und lehrten und danken der ganzen Schöpfung.
In allen alten Kulturen waren Zeremonien, und sind es heute noch, ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Zeremonien drücken Dankbarkeit und Anerkennung aus, erzählen alte Geschichten und bitten um Frieden, Heilung und Wissen.
Zeremonie Time. Es ist gut, von Zeit zu Zeit zur Ruhe zu kommen, sich selbst zuzuhören und all dem zu danken was man hat.