Unsere Vorfahren studierten Fremdsprachen
Die Anfänge ,Tierstimmen zu imitieren, liegen mit Sicherheit bei eiszeitlichen Jägern. Auch heute noch findet man bei archaischen Jäger- und Sammlervölkern, wie etwa den Buschleuten in Afrika, den Aborigines in Australien und bei den Indianern in Nord- und Südamerika, die hohe Kunst Vögel- und andere Tiere zu imitieren.
Wer auf kurze Distanz erfolgreich mit Speer, Bumerang oder Pfeil und Bogen jagen will, braucht Geschicklichkeit, eine hohe Wahrnehmung und ein großes Wissen über Tiere. Auf diese Art zu jagen war natürlich auch immer mit einem hohen Risiko verbunden. Unterschätzten sie die Jagdsituation, flüchtete ihre Beute ins Nachbartal auf nimmer wiedersehen oder Sie wurden von Wildpferden, Wisenten, Nashörnern oder Büffeln angegriffen.
Die indigenen Jäger waren aber auch Gejagte. Immerhin teilten sie ihren Lebensraum mit Bären, einigen großen Katzenarten, Hyänen, Anakondas und vielen andern gefährlichen Tieren. Ihre Lebensversicherung war ihre Aufmerksamkeit und Kombinationsgabe.
Unsere Vorfahren waren clevere Beobachter. Sie verstanden die Vogel- und Tiersprache. Sie lasen die Körpersprache, wie auch die Stimmen, die die Tiere von sich gaben.
Ein Ton von einem Büffel konnte bedeutete: „Schaut mal, ich habe was Leckeres gefunden“. Ein anderer wiederum „Vorsicht Leute, ich habe was Verdächtiges gerochen“.
Das Beobachten und Zuhören, ging sicherlich Hand in Hand mit Imitieren und Ausprobieren.
Auch heute noch wird Wissen vom Imitieren von Vogel- und Tierstimmen für die Jagd eingesetzt.
Lerne Vogelstimmen zu imitieren
In meiner Jugend ging es mir ähnlich wie einem Eiszeitmensch. Abends am Waldrand lauschte ich dem Balzgesang eines Waldkauzes. Spaßeshalber machte ich die Stimme nach und siehe da, der Waldkauz antwortete. Es dauerte keine 10min, da flog der Kauz dicht an mir vorbei und landete auf einem Weidenpfahl. Ich war völlig überrascht. So nah hatte ich noch nie einen Waldkauz gesehen.
Ab da begann ich, die Stimmen von Vögeln und Säugetieren, ja sogar von Insekten, Kröten und Fröschen zu imitieren. Ich ahnte da noch nicht, welch wunderbare Tür ich öffnen würde. Die wunderbaren Erlebnisse rissen nicht ab. Ich lockte fliegende Kraniche und Brachvögel zu mir herunter, ein Trupp Schwanzmeisen umkreiste mich, ein Zilpzalp wollte mich füttern, ein Wachtelkönig lief mir fast über die Füße und eine Rohrdommel wollte fast mit mir ins Kanu steigen.
Seitdem nutze ich das Imitieren von Vogelstimmen, um Vögel und andere Tiere friedvoll aus der Nähe zu beobachten.
Aber Vorsicht: große Tiere, wie Hirsche oder große Eulen können auch angreifen. Sie versuchen den vermeintlichen Rivalen zu vertreiben. Auch bei kleineren Tieren ist Achtsamkeit gefragt: intensiv angelockte Vögel können während sie bei Dir sind, sich nicht mehr um ihr Brutgeschehen kümmern. Reviere können verlassen, Eier und Junge kalt und Altvögel von der Nahrungssuche abgehalten werden. Mein Bitte: Wenn ein Vogel auf Deine Stimme reagiert und in Deiner Nähe ist, höre auf zu rufen!
Das Imitieren von Vogelstimmen ist so faszinierend, dass ich zu diesem Thema eine Lern CD „Vogelstimmen imitieren“ entwickelt habe.
Im Folgenden gebe ich Dir einen Einblick in die verschiedenen Imitiertechniken
Erfahre mehr auf meiner CD, wie Du Vogelstimmen imitieren kannst.
Das Locken
Das Grundprinzip ist: man imitiert die Stimme eines Tieres, um einen Artgenossen anzulocken. Dazu nutzt man zweierlei Arten von Stimmen. Den Gesang und die Kontaktrufe.
Mit dem Gesang imitiert man die Stimme eines Männchens und lockt damit meist ein revierhaltendes Männchen an, das den vermeintlichen Eindringling vertreiben will.
Auf Kontaktrufe reagieren Männchen, Weibchen und Jungvögel und nicht nur Männchen wie beim Gesang. Sie kommen friedvoll und neugierig daher und suchen ihren Artgenossen, der anscheinend Futter oder einen guten Platz gefunden hat.
Täuschen
Die Jäger nutzen diese Stimmart für die Reizjagd. Bei der Reizjagd lockt man ein Tier an, in dem man die Rufe seiner Beute imitiert.
Mit dem Mäuseln, dem feinen „Gepiepse“ einer Maus, lockt man allerlei Mäusejäger an. Füchse, Katzen, Marder und Eulen. Besonders ergiebig ist das Mäuseln in der Dämmerung.
In Kanada sagte mir mein Freund, als ich einen Elchbullen imitierte, ich solle aufpassen, wen ich anlocke. Ich fragte, wer denn außer Elchen kommen könnte. Er meinte, Wölfe und Bären, die auch gerne Elche fressen. Hier wirkt das gleiche Prinzip: mit den Rufen der Beute lockt man den Jäger an.
Tarnen – Getarnte Kommunikation in der Wildnis
Wer kennt nicht aus den alten Winnetou Filmen die Vogelrufe aus dem Hintergrund, an denen Winnetou sofort erkannte, dass seine Stammesbrüder in der Nähe sind. Oder der Klassiker, als eine Gruppe von Banditen still durch einen Canyon reitet und sie plötzlich in der Ferne einen Vogelruf hörten. „Haltet die Augen auf Männer, die Indianer beobachten uns“
Tatsächlich nutzten Scouts, die Kundschafter indigener Völker und Jäger Tierstimmen, um untereinander im Verborgenen Informationen auszutauschen. Ihre Rufe passten so harmonisch in das Klangbild der Natur, dass weder Menschen noch Tiere sie entdeckten.